
Eigentlich sollte es für die 29 KW Woche nach Koblenz gehen, da unserer Schulung dort jedoch abgesagt wurde, weil das neue System um 3 Monate verschoben wurde, musste ich nun nicht mehr dorthin.
Da die Schulung abgesagt wurde, hatte ich mich eigentlich damit abgefunden deshalb dieses Jahr nicht ein 3. Mal nicht dort beim Firmenlauf starten zu können.
In den letzten Wochen stellte ich mir jedoch immer die Frage: "könnte ich nicht auf eigene Kosten zum Koblenz Firmenlauf anreisen?" Der Startplatz war ja schon gebucht und Überstunden hatte ich in der letzten Zeit auch erarbeitet. Zudem konnte ich dieses Jahr meinen Mitläufer aus Koblenz und Umgebung als angereister Hamburger richtig Konkurrenz machen, denn so gut wie dieses Jahr, war ich noch nie drauf zum Firmenlauf. Ich suchte dann kurzfristig einen Zug nach Koblenz und fand auch einen für 23 Euro, was ich sehr günstig fand. Jetzt musste noch abgeklärt werden, ob ich auch den Freitag Urlaub nehmen konnte und da mein Chef weiß wie laufverrückt ich bin und hatte nichts dagegen die Debeka würdevoll in Koblenz zu vertreten. Er kennt ja meine diesjährigen Erfolge und ging davon aus, dort mindestens auf Treppchen zu laufen.
Der Aufbruch nach Koblenz
Der Anreisetag am Freitag begann dann schon um 05:30 was eine Stunde früher war, als wenn ich zur Arbeit gegangen wäre. Es klappte mit der U-Bahn alles reibungslos und der ICE fuhr dann auch pünktlich um 06:09 ab Hauptbahnhof ab. Jetzt hatte ich Zeit mir den Ausgang der Abstimmung zum Austritt Großbritannien aus der EU anzusehen. Das es wirklich so jetzt kommt, damit hatten wohl nur Wenigsten gerechnet, aber ein wenig nachvollziehbar ist es schon, da die EU es mit Bestimmungen und Verordnungen in den letzten Jahren echt übertrieben hat. Sie sollte sich jetzt mal wieder auf eine Wirtschaftsunion konzentrieren.
Außerdem lies ich meine ganzen Laufzeitschriften durch, die in der letzten Zeit aus Zeitgründen nicht gelesen werden konnten.
Ein Anruf aus Koblenz
Um 8:45 erhielt ich einen Anruf aus Koblenz. Es war mein Abteilungsleiter, mit dem ich mich nach dem Lauf treffen wollte. Er hatte gehört das die Veranstaltung drohe ins Wasser zu fallen, aber die Verantwortlichen sich gegen 10 Uhr beraten wollen, um zu sehen ob man die Veranstaltung wegen möglicher Gewitter absagt. Ich erzählte ihm, das ich schon im Zug saß auf Höhe Kassel. Ein zurück gab's nicht mehr. Wir wollten in Kontakt bleiben. Um 09:40 kam ich in Frankfurt an und stieg 2 Gleise weiter in den IC nach Koblenz ein, der gerade in den Bahnhof einfuhr. Auch hier lief alles Rund, nur der Zug war voll mit vielen jungen Leuten, die anscheinend nach Köln wollten um ein feucht, fröhliches Wochenende dort zu verbringen. Mit dem Trinken begannen sie aber jetzt schon, was man ja auch machen kann um 10 Uhr. Auch bekam man mit, dass die Kickboxerin Jenny noch nie in einer Großen Stadt war und ihr Freund ihr eine Eintrittskarte für das Sido Konzert heute in Bonn bekommen hatte und schon seit 1 auf den Beinen waren. Die Musik aus deren Beatbox war zumindest keine Einstimmung auf das Konzert, sondern es wurden auch zum Glück aktuelle Lieder gespielt.
Ankunft in Koblenz
Gegen 11:11 (ja so spät war es wirklich) kam ich zum Glück in Koblenz an. Als ich an der Bushaltestelle wartete informierte ich mich nochmal über den Firmenlauf auf deren Homepage.
Dort war jetzt zu lesen, dass es zu früh sei für eine endgültige Entscheidung und sich die Verantwortlichen gegen 13:30 erneut beraten wollen. Nach einem Telefonat mit Natalie und weiteren 10 Minuten Wartezeit, kam dann auch der Bus, der mich zum Hotel bringen sollte. Gegen 12:30 checkte ich dann im Hotel Scholz ein. Ich legte mich erstmal ins Bett und schlief eine Stunde lang. Ein Check auf der Facebookseite brachte dann Gewissheit. Die Verantwortlichen hatten sich dazu entschieden den Lauf stattfinden zu lassen. Es konnte also losgehen mit meinem Power-Frühstück. Dieses hatte ich mir erstmalig im Marmeladenglas zubereitet.
Ich hatte alle Zutaten in das Glas gemacht und dieses dann verschlossen für 15 im kochenden Wasser gekocht. Im Hotelzimmer stellte ich dieses in das Waschbecken und übergoss es mit heißem Wasser aus der Wasserleitung. Dieses ließ ich dann noch 10 Minuten darin liegen. Dann konnte ich meinen lauwarmen Power-Früstück Porridige genießen. An der Konsistenz könnte man noch arbeiten, aber für Läufe bei denen man keine Kochmöglichkeit hat eine super Alternative.
Die ruhe vor dem Sturm
Jetzt ruhte ich mich noch einige Zeit aus und packte einige Sachen für später zusammen. Da es recht warm war, duschte ich kurz vorher nochmal kalt und machte mich dann zu Fuß auf dem Weg zum Startbereich direkt am Deutschen Eck. Ich kam gerade auf das Gelände gelaufen, denn es hatte gerade angefangen leicht zu regnen, da kam die folgende Durchsage: "Wichtige Informationen aufgrund einer möglichen Gewitterzelle haben wir uns dazu entschieden, den Lauf jetzt doch absagen zu müssen. Bitte räumen sie das Gelände und suchen Sie Schutz in der Innenstadt. Es gibt keinen Grund zur Panik." Jetzt kam es also doch dazu, was die 15.000 Leute hier vor Ort nicht hören wollten. Ich wusste auch nichts dazu zu sagen... 600 km für 5 km sind schon verrückt, aber 600 km für gar nichts war schon hart. Es war bestimmt vernünftig dieses Event absagen zu lassen, im Nachhinein betrachtet wäre jedoch alles gut gelaufen, aber das konnte man ja nicht wissen. Zumal es einige Städte in der Umgebung schwer getroffen hatte. Ob ich nächstes Jahr wieder vorbeikommen werde, weiß ich heute noch nicht, einen Nachholtermin für die Veranstaltung wird es nicht geben. Als ich mich auf den Rückweg machen wollte, traf ich Christan Schmitz. Mit ihm unterhielt ich mich dann bis zum Parkplatz seines Autos. Er war dann auch noch so nett mich bei meinem Hotel abzusetzen.
Mein Alterativlauf
Ich entschied mich dazu einfach mal 6 km laufen zu gehen 1 km mehr als sonst geplant. Es fing langsam an zu regnen, was aber bei gefühlten 26 Grad angenehm war. Ich lief ganz "gechillt" einen 4:00er- Schnitt über die 6 km, was aber mit meinen Power-Frühstück im Magen/ in den Muskeln natürlich normal war. Sonst laufe ich ja schon meist kohlenhydratarm im Training.
Der Abend wurde dann noch mit einem Einkauf bei Rewe abgeschlossen. Den Rest des Abends verbrachte ich mit lesen und telefonieren mit Natalie.
Der Samstagmorgen
Der nächste Morgen begann wieder um 6:05, aber eher ungewollt. Ein Platzregen sorgte dafür, dass das Wasser aus der Regenrinne direkt auf meine Fensterbank schoss. Es goss wirklich aus Eimern, wie man es immer gehört hat, aber nie live mitbekommen. Ich checkte gleich mal die Zugverbindungen, ob es dort irgendwelche Einschränkungen gab und genau so war es. Die IC Strecke auf der einen Moselseite von und nach Frankfurt war zwischen Mainz Bingen Koblenz gesperrt worden. Es soll Geröll einen Abhang heruntergekommen sein. Ich hoffte darauf, dass diese vielleicht bis 9:13 wieder aufgehoben wurde und legte mich wieder hin. Gegen 7:30 ging ich dann zum Frühstück, leider hatte gerade eine Tschechische Reisegruppe das komplette Buffet leer geräumt und die Mitarbeiter waren dabei dieses ständig neu zu befüllen. Der Restaurantleiter entschuldigte sich auch dafür und brachte mir als Entschädigung einen frischen Teller mit Obst.
Die Fahrt zum Bahnhof
Um 8:15 ließ ich mich dann mit dem Taxi zum Bahnhof Koblenz bringen, denn ich ging immer noch davon aus, dass ich vielleicht einen Zug früher nehmen könne, wenn meiner nicht komme würde. Ich wurde dann im Reisezentrum eines Besseren belehrt. Mein Zug viel aus und ich sollte den 10:13 nehmen, also eine Stunde später. Also begab ich mich aufs Gleis 3 und begann diesen Text zu schreiben. Als dann kurz nach 10 Uhr auch noch durchgesagt wurde, dass dieser aufgrund der Streckensperrung ebenfalls ausfalle, nahm ich die Empfehlung der Bahn. Es war ein Regionalzug nach Köln. Mit am Bord befand sich auch der "Kegelclub Never Nine" so wurde es zumindest auch hier nicht langweilig und ich bekam so langsam das Gefühl, als ob in den Zügen in Rheinlandpfalz nur Karnevalsleute unterwegs seien und das nicht nur zur Karnevalszeit.
Im Regio nach Klön
Der Zug brachte mich dann zumindest pünktlich bis nach Köln, wo ich auch noch nie war. In Köln angekommen musste ich schnell auf das Gleis 2 wechseln, da hier der ICE nach Berlin mit Zwischenhalt Hannover einige Minuten später abfuhren sollte. Die Abfahrt klappt dann zum Glück auch pünktlich und auch mein IC Ticket wurde im Zug akzeptiert. Jetzt wurde es Zeit für ein Telefonat mit Eva bezüglich meiner Startunterlagen für Morgen. Ich machte mit ihr aus diese Simon zur Pasta Party um 19 Uhr im Scandic Hotel mitzugeben, das sollte ich alle Male schaffen.
Die ICE fuhr bis zur Haltestelle Hamm dann auch weiter ohne Probleme. Jedoch musste der Zug dort auf seinen zweiten Zugteil warten und dieser hatte 10 Minuten Verspätung. Dadurch war es mir nicht mehr möglich den Zug um 14:38 in Hannover zu bekommen, da ich nur 8 Minuten Zeitpuffer hier hatte. Ich strandete hier also erneut. Ich konnte zum Glück mit dem 15:20 ICE meine Fahrt nach Hamburg fortsetzen.
Back in Hamburg
In Hamburg mit ca. 3 Stunden Verspätung angekommen, traf ich auch endlich Natalie, die schon vor einer halben Stunde mit Zug in Hamburg aus Flensburg angekommen war. Gemeinsam ging es erstmal zum obligatorischen Vorwettkampfessen ins Cha Chã Hamburg. Es war wieder köstlich und schön nach so einem "anstrengenden" Tag (auch ohne sich wirklich bewegt zu haben) bei einem leckerem Essen gemeinsam mit der Freundin runterkommen zu können.
Um 19:15 Uhr holten wir uns dann noch unsere hinterlegten Startunterlagen im Scandic Hotel ab und quatschen mit einigen anderen Athleten und Helfern, die an der Pasta Party teilnahmen.
Ein langer und anstrengender Tag geht damit zu Ende und ich bin nicht verwundert, wenn beim Hella Halbmarathon keine gute Zeit dabei rauskommt, dafür waren die letzen beiden Tage einfach nicht entspannt genug und so auch nicht geplant! Ihr werdet es an meinem Ergebnis ja sehen...
Danke an Sacha vom cereal-club.de , der mich seit dem Start beim Hella Halbmarathon im letzten Jahr voll mit eigens zusammengestellten Müslimixen und meinen benötigen glutenfreien Haferflocken für Porridge versorgt/ausstattet. 1000 Dank Sacha dafür. Ihr werdet mich deshalb natürlich auch wieder, wie übrigens auch im letzten Jahr, im Cereal-Club Shirt durch Hamburgs Straßen laufen sehen...
Was ich aus diesem Kurztrip gelernt habe:
- das Wetter wird immer wilder und unberechenbarer für Laufveranstaltungen
- die Informationspolitik der Bahn lässt immensen Spielraum für Verbesserungen
- 600 km hin und 600 km zurück kann auch ohne einen Lauf anstrengend sein
- es ist schön sich auf langfristige Sponsoren verlassen zu können
- Wenn dir nach so einem Trip die Freundin entgegenkommt hellt sich die Stimmung gleich schlagartig auf... und das Leben ist schön!
- 26 Stunden mit der Freundin am Wochenende zu haben ist definitiv zu wenig!
Euer
Pascal